Opernplakate von Günter Rambow im Kunstforum Essenheim
Einführung Gunter Rambow – Opernplakate 05.05.2017
Liebe Kunstfreunde,
Plakate in einem Kunstverein? Ist das überhaupt Kunst? Dazu möchte ich einige Anmerkungen machen.
Plakat: Für jeden, der ein Plakat zu entwerfen hat, gibt es Zwänge, die die Gestaltung sehr einschränken. Das fängt an mit den Vorgaben für die Größe:
DIN A 4 bis hin zu DIN A 0 oder Sondergrößen. Weiter mit formalen Vorgaben wie Unterbringen eines Logos, nur Text wie bei unserer Dokufilm-Kunst-Abteilung, eine gewohnte Aufteilung von Text und Bild usw. Designer und auch KV-Mitglieder, die immer wieder Plakate entwerfen, können ein Lied von diesen Rahmenvorgaben singen. Dazu kommen noch die Drucktechnik und das Medium wie Papier, Stoff, Glas u. a. Ist da überhaupt noch Raum für Kunst? Ja, auf jeden Fall. Davon zeugt schon allein der Begriff Plakatkunst.
Plakatkunst: Von Holland kamen Plakate über England und Frankreich auch nach Deutschland. Schon früh entwickelten neben Druckern und Lithographen auch bildende Künstler Plakate. Ein ganz wichtiger Vertreter war im 19. Jahrhundert Jules Chéret, der als Pionier der Plakatkunst gilt. Er war sowohl Handwerker als auch Künstler. Seine besondere Leistung war die Weiterentwicklung der Farblithografie, so dass er mit nur noch 4 statt 25 Steinen Auflagen drucken konnte. 1888 erhielt Jules Chéret das Kreuz der Französischen Ehrenlegion. Bekannte Namen von Plakatkünstlern sind Pierre Bonnard (Frankreich), Jan Lenica (Polen), El Lissitzky (Sowjetunion), Alfons Mucha (Tschechoslowakei), Henri de Toulouse-Lautrec (Frankreich). In der heutigen Zeit ist die praktische Bedeutung der Werbung mit Plakaten durch das Aufkommen neuer Medien stark zurück gegangen.
Dennoch erhalten auch heute noch Künstler Aufträge zur Gestaltung von Plakaten wie z. B. Gunter Rambow. Die Entwicklung von Plakaten geschieht heute größtenteils am Computer, auch die von künstlerischen Plakaten. Sie liegt heute meist in der Hand von Gebrauchsgrafikern und Designern.
Gunter Rambow: Rambow wurde am 02.03.1938 in Neustrelitz geboren. Heute lebt
er in Güstrow. Rambow machte von 1954 bis 1958 eine Ausbildung zum Glasmaler
in Hadamar. Anschließend studierte er bis 1964 an der Hochschule für Bildende
Künste Kassel bei Hans Hillmann, wo er auch Gerhard Lienemeyer kennenlernte,
mit dem er ab 1960 die Ateliergemeinschaft Rambow + Lienemeyer führte. Die
beiden schufen zahlreiche Fotobücher und Plakatserien zu Literatur, Theater und
gesellschaftlichen Themen. Die künstlerische Partnerschaft hielt bis 1986 (seit 1973
mit Michael van de Sand als Rambow Lienemeyer van de Sand). Bis 2008 setzte
Rambow diese Arbeit in der Ateliergemeinschaft Rambow, van de Sand fort. 2009
gründet Rambow das Institut für Visuelle Kommunikation und betreibt in seiner
Heimatstadt Güstrow im ehemaligen Stadtpalais des Grafen von der Lühe eine
Plakatgalerie, verbunden mit der Edition Galerie Rambow.
Zwischen 1974 und 1991 lehrte er als Professor für Grafikdesign an der
Gesamthochschule Kassel, von 1991 bis 2003 als Professor für Visuelle
Kommunikation an der Staatlichen Hochschule für Gestaltung Karlsruhe (im
Zentrum für Kunst und Medientechnologie Karlsruhe). Danach lehrte er u.a. an zwei
chinesischen Universitäten. Anfang Februar 2011 wurde Rambow von der
Hochschule der Bildenden Künste Saar zum Honorarprofessor ernannt. In
der Spielzeit 2012/2013 ist Rambow Gestalter der Premieren- und
Wiederaufnahmeplakate der Oper Frankfurt.
Die Bibliothèque Nationale Paris, die Akademie der Künste der DDR-Berlin, das
Deutsche Plakatmuseum in Essen, das Museum Shanghai, New York Gallery,
New York, Kunstmuseum Breda, Niederlande, GGG gallery Tokyo, Hong Kong
Design Centre, Wilanow Poster Museum, Warschau und viele andere
Institutionen widmeten seinem Werk große Einzelausstellungen, in Deutschland
auch in Berlin, Bonn, Frankfurt a. M., Leipzig und Wiesbaden und nun auch im
Essenheimer Kunstverein.
Von den kaum zu zählenden Auszeichnungen möchte ich nur drei nennen:
2004 Jan Lenica Prize, Internationale Plakatbiennale Warszawa
1998 6 Plakate unter „Die 100 besten Plakate des Jahres1998“, Verband der
Grafik-Designer e.V., Berlin
1979 Das Beste Europäische Theaterplakat, UNESCO-Preis, Florenz
Wir sehen in dieser Ausstellung fast ausschließlich Opernplakate für Frankfurt
am Main. Zum Schluss noch eine persönliche Anmerkung: Gunter Rambow ist
wichtig, dass ich die wesenliche Mitwirkung seiner Frau Eschbach-Rambow
erwähne, sowohl bei der Ideenentwicklung als auch bei der Gestaltung.
Essenheim 05.05.2017
Andreas Preywisch