MEIN VATER, DER TÜRKE

MARCUS VETTER, ARIANE RIECKER

19.04.2007

KUNSTFORUM ESSENHEIM

Mit 38 Jahren macht sich der Dokumentarfilmer Marcus Attila Vetter auf den Weg in ein kleines anatolisches Bergdorf . Er will einen Mann treffen, der für ihn ein Fremder ist: seinen Vater Cahit Cubuk. Nur einmal hat Marcus Vetter seinen türkischen Vater kurz gesehen, als  siebenjähriger Junge.

Der Vater lebte in den 60er-Jahren als Gastarbeiter in Deutschland. Die Mutter, damals Anfang 20, hat ihr Studium abgebrochen, die beiden verlieben sich, werden ein Paar. Aber Cahit Cabuk ist bereits verheiratet, hat eine Ehefrau und zwei kleine  Töchter in der Türkei. Als die junge Deutsche schwanger wird, fährt Cahit in Urlaub nach Anatolien und kehrt nicht mehr zurück. Die Mutter zieht den Sohn allein auf.

Marcus Vetter will in seinem Film, der vom SWR produziert wurde, die Geschichte seiner Herkunft  verstehen lernen und sucht Antworten auf  Fragen, die ihn stets beschäftigten:
Warum verließ der Vater  damals ihn und seine Mutter? Was für ein Mensch ist er? „Ich frage mich“, sagt Marcus Vetter, „warum ich mich so lange nicht bei ihm gemeldet habe. War es wegen der Postkarte, die er mir mit 18 geschickt hat, auf der eine halbnackte türkische Blondine abgebildet war und die Lottozahlen, die ich spielen sollte? In mir wächst die Gewissheit heran, dass ich endlich meinen inzwischen 72jährigen Vater in der Türkei besuchen werde – auch wenn mir die Tatsache, dass ich selbst Teil dieser Geschichte bin, eher unheimlich ist.“

„In der Türkei  wird er nicht nur von seinem Vater, sondern auch von zweien seiner vier türkischen Halbschwestern empfangen, es wird eine Begegnung voller Überraschungen“, wie es im Pressetext zum Film heißt. Eine persönliche Spurensuche des dreifachen Grimme-Preisträgers Marcus Vetter, begleitet von seiner Co-Regisseurin Ariane Riecker.