ENDSTATION DER SEHNSÜCHTE

SUNG-HYUNG CHO

27.08.2009

KUNSTFORUM ESSENHEIM

Nach ihrem Erfolgsfilm „Full Metal Village“ über die Heavy-Metall-Szene in der norddeutschen Provinz, stellt Sung-Hyung Cho mit „Endstation der Sehnsüchte“ ihren zweiten „Heimatfilm“ vor, der dieses Mal tief in der Vergangenheit ihres Landes wurzelt: In den 1960er Jahren hatte der koreanische Diktator Chung-Hee Park Tausende junger Krankenschwestern nach Deutschland entsandt, um an Devisen für das damals noch arme Land zu kommen. Ohne ein Wort Deutsch zu sprechen, lernten diese jungen Frauen ihr Gastland über Alte und Kranke, vor allem aber über harte Arbeit kennen.

 

Drei von ihnen verkrafteten den Kulturschock im Rhein-Main-Gebiet mit Verve und lieferten mit ihren deutschen Ehemännern schnell Paradebeispiele gelungener Integration. Doch die Sehnsucht nach der Heimat überdauerte, und so machten sich drei ältere Damen dreißig Jahren später auf den Weg zurück, im Gepäck nicht nur die Gatten, sondern auch deutsche Stilmöbel und deutsche Sitten wie das Kaffeetrinken am winterlichen Spätnachmittag. Sie konnten nicht ahnen, dass ihr Altersruhesitz auf der koreanischen Insel Namhae in einem putzigen deutschen Dorf zur Touristenattraktion der Festlandkoreaner werden sollte.

 

In „Endstation der Sehnsüchte“ entführt Sung-Hyung Cho mit viel Gespür für Humor und Situationskomik in eine Welt des gelebten Multikulturalismus mit all seinen Brüchen. Während sich im Vorgarten die koreanischen Touristen tummeln, die höflichst gebeten werden, nicht in die Blumenbeete zu treten, haben sich im Innern der Einfamilienhäuser in langen Ehejahren die kulturellen Unterschiede längst verflüchtigt. Die koreanischen Ehefrauen zeigen sich in puncto Pflichtgefühl, Akkuratesse und Disziplin „deutscher“ als ihre deutschen Männer und lassen den Gegensatz der Kulturen im täglichen Kleinkrieg der Geschlechter vergessen. In Erinnerung gerufen werden statt dessen die teilweise tragischen Schicksale dreier Frauen, die den Übergang von der alten in die neue Welt und wieder zurück mit großer Kraft und unbändigem Lebenswillen meisterten.